Dem Institut für das gebildete Wort „Schreibzwang“ haftet etwas Tragisches an. Das Institut wurde von mir gegründet, basierend auf der tief erlebten Erkenntnis, dass gegen den Zwang schreiben zu müssen, die Therapie des Schreibens einzig allein hilfreich wirkt. Das Institut betreut die armen Betroffenen, versucht ihren berechtigten Forderungen Gehör zu verschaffen und koordiniert den andauernden Ausfluss der gebildeten Worte. Diese müssen, so wurde es bei der ersten vollständigen Versammlung des Institutes beschlossen, im Original handschriftlich erfolgen. Zumal durchaus beabsichtig ist, die Schreibzwang-Produkte an die Wand hängen zu können. Dort wo früher Regale mit Büchern standen. die Bildung vortäuschen versuchten, sollten im modernen Haushalt, Büro oder Bistro heute ein Schriftbild hängen um Gleiches zu bezwecken. Das Siegel „Schreibzwang“ garantiert dabei Qualität, dienen die Worte doch der Bildung, in gehobenen Preisgruppen sogar der Ein-Bildung! Die bisherigen Forderungen, die das Institut für seine Mitglieder vertritt, sind recht bescheiden. Unermesslich viel Tinte, oder besser noch Tusche wird erwartet, dazu edles, leicht beschriftbares Papier in gedämpften Farben in einer Unendlich sich annähernden Menge. Natürlich noch eine Handvoll (eine grosse) verschiedener Schreibfedern und jährlich zwei Halter, da das Ankauen dieser eine unausrottbare Unsitte zu sein scheint. Weniger realistisch mutet die Forderung nach einem heizbaren gepolsterten Stuhl und einem Komfort-Schreibtisch mit eingebauter vollautomatischer Kaffeemaschine an. Bisher wurden diese Forderungen leider noch nicht erfüllt, was durchaus daran liegen könnte, dass sie hier zum ersten Mal publiziert wurden. Stets werden die Beschlüsse des Institutes Schreibzwang im Konsens, also einmütig, gefasst. Was nicht sonderlich schwer fällt, da es Keinen gibt, der es wagen würde, dem Institut-Gründer zu widersprechen. Das ist ein deutlicher Vorteil, aber es gibt auch den bedauerlichen Nachteil dass ich alle Arbeit alleine machen muss, als einziger Angehöriger dieses würdigen Instituts dem wohl etwas Tragisches anhaftet. 3.12.18 fognin