Aufschreiber

Der da alles aufschreiben möchte, alles aus seinem Leben, alles aus seine Seele, der hat viel zu tun, oder nichts.

So er nur, ein bisschen tumb, schreibt, würde er schreiben, dass er schreibt, aber er wüsste nicht worüber. Im anderen Fall, der Chronist der Lebendigkeit, der hätte schon beim richten der Tinte so viele Einfälle, dass er dringend darauf achten muss, beim schreiben nicht zu verhungern. Dieser wird einen ungeheuren Verbrauch an Papier und Tinte haben. Denn das sich ständig wandelnde Leben halbwegs genau zu beschreiben, muss einen gewissenhaften Menschen zweifellos in die Verzweiflung treiben. Wovon lebt dieser Mensch im ZEITALTER DES KAPITALISMUS?

Ich fürchte, er sitzt sehr verloddert, ja ungepflegt, an seinem zusammenbrechenden Schreibtisch. Kaum ist ein Blatt eng beschrieben, mit seiner zierlichen akkuraten Handschrift, frisst er es schmatzend auf.

Welch ein vergebliches Leben haben wir fleissigen Chronisten!  

14.12.18 fognin

 


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