Das Haus Ausserhalb

Das Haus Ausserhalb

Dalma sitz in dem Haus Ausserhalb. Dalma siniert. Manchmal, in den wenigen glücklichen Stunden ist er nicht in dem Haus Ausserhalb, dann ist bei den Menschen die er liebt oder die Menschen die ihn mögen sind bei ihm. Aber wenn der Regen gegen die schrägen Fenster seiner Hauses prasselt, der Wind durch die zahlreichen Ritzen pfeift, graue Nebel herrschen und die Dunkelheit ihren Trost verloren hat, dann sitz er in dem Haus Ausserhalb. Leidet Dalma? Ja er leidet. Manchmal glaubt er, dass der Jammer der Welt bei ihm wohnt. Dann schaut er den Jammer der Welt an, der erst eine Zimmerecke einnimmt und sich, kaum merklich aber beständig ausbreitet, um schliesslich das Haus Ausserhalb zu sein. Dann lächelt Dalma und fühlt sich ein wenig verstanden. Das verscheucht den Jammer der Welt, aber Dalma ist noch in dem Haus Ausserhalb. Dalma möchte die Welt lieben, aber er ist ja in der Welt. Denn Dalma meint sich nicht mögen zu können, er hadert mit seinen Unfähigkeiten. Jeden Morgen, wenn Dalma schlaftrunken in seinem grossen Bett liegt und der Tag ihn bemerkt, nimmt er sich vor ein guter Mensch zu sein. Natürlich weiss auch Dalma nicht, was das ist

„ein guter Mensch“,

aber Dalma glaubt daran, dass es möglich ist, etwas zu sein, von dem er nicht viel weiss. Und wenn er dann abends, meist betäubt von etlichen Joints und ermattet von dem unverständlichen Leben das ihn umfliesst, unter seine glatte Bettdecke kriecht, muss er bitter bekennen:

„Ich war kein guter Mensch!“

Dalma spricht den Satz laut, so klar und deutlich wie er vermag. Das Haus Ausserhalb beherbergt keine Menschen ausser ihm, es scheint keinen ertragen zu können, nur Dalma. Dalma wünscht sich sehnsüchtig einen Mitbewohner der mit ihm Tränen zu tauschen vermag. Er hat noch viele unstillbare Wünsche, ausser dem, ein guter Mensch zu sein und jemanden zu haben, der mit ihm durch die Häuser des Lebens sich wandelt. Dalma denkt viel über sich nach, obwohl er nicht jung ist. Dalma baut das Haus Ausserhalb dabei. Es gibt Tage, da wächst das Haus Ausserhalb fast unermesslich. Dann droht der riesige Palast Dalma zu erschlagen, es schwankt und knarrt bedrohlich. Dann kniet Dalma fast froh nieder und bittet mit lauter Stimme:

„Haus Ausserhalb nimm mich mit, wenn Deine Grösse sich polternd zusammenstürzt. Begrabe mich unter den Wänden der Hallen und zermalme mich mit Deiner harten Decke!“

Aber das Haus Ausserhalb erhört nicht Dalmas Flehen, sondern es fängt langsam an zu schrumpfen bis es Dalma wie einen Handschuh die Finger umgibt. Dann ist Dalma traurig, denn er hoffte das ihn das Haus Ausserhalb an einen anderen Ort bringen würde.

Dalma würde gerne wissen, ob andere in dem Haus Ausserhalb wohnen, wenn er nicht da ist. Wenn sich jemand ihm nähert, muss er das Haus Ausserhalb verlassen. Wenn er, wieder allein, in das Hause Ausserhalb tritt, meist mit zagenden Schritten und das Haupt gesenkt, hat es sich verändert. Es gibt andere Möbel und die dunklen Farben chargieren manchmal von einer Unbestimmtheit in eine andere. Aber er ist sich nicht sicher, seine Erinnerungen an das Haus Ausserhalb sind so unbestimmt wie seine Hoffnungen. Wenn er nicht in den Haus Ausserhalb ist und nicht bei Freunden (oder diese bei ihm) lebt er in vielen Häusern. Einige hat er gebaut, sowohl in der Spiegelwelt, wie auch in der gespiegelten Welt. Einige hat er gefunden. Sie dünken ihn die trefflicheren, auch wenn er oft es dort nicht lange aushält.
Jetzt hat Dalma so lange über das Haus Ausserhalb nachgedacht und es beschrieben, das es anfängt ihm zu gefallen und er sich behaglich räkelt. Dalma ist nicht mehr in dem Haus Ausserhalb.

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