Sinnflut

„Sinnflut“ auf dem Rathausmarkt

Für zufällige Passanten war am Sonnabend das Bild auf dem Rathausmarkt sehr überraschend: Um eine Bühne auf der verschiedene „Psychedelische Bands“ spielten gruppierten sich bunte Scharen von meist jugendlichen Besuchern. Ein normales Konzert konnte dies wohl kaum sein, denn selbst die Bühne zeigte eher Wohnzimmercharakter mit Zierpflanzen und bunten Transparenten, ohne jede werbende Aussage. Dafür war im Publikumsbereich ein „Outdoor Wohnzimmer“ aufgebaut, auf verschiedenen Sofas und Sesseln konnte entspannt den Klängen der drei Bands gelauscht werden und in den Umbaupausen fanden angeregte Gespräche zwischen jung und alt statt. Stände vom grünen Haus und Amarylis mit Mineralien boten ein bescheidenes Angebot mit alternativen Waren an, und nur ein Bierverkaufstand sorgte für Erquickung zu ungewöhnlich zivilen Preisen. Das Rätsel der Veranstaltung wurde auf bunten Plakaten gelöst: Unter dem Titel „Sinnflut“ hat ein sich neu gründender Verein von jüngeren Menschen ein erstes Fest in der Innenstadt organisiert. „Wir wollten eine Mischung aus Konzert und Straßenfest machen“ erzählt einer der Organisatoren. Bereits seit dem Herbst 2007 versuchten die jungen Menschen, die durchgängig unter 25 Jahre alt sind, eine Kulturveranstaltung in Eckernförde für Ihresgleichen zu organisieren. Vielfältig und scheinbar unüberwindlich schienen die bürokratischen Hürden. Die Idee, auf einer Demonstration den fehlenden Freiraum für Jugendkultur in unserer Stadt zu beklagen, ließen sie schnell wieder fallen: „Wir wollten uns nicht negativ abgrenzen, sondern zeigen, dass wir mit viel Phantasie und guten Ideen eigenes auf die Beine stellen können. „ erzählt Finn Mayeres. Also suchten sie weiter das Gespräch mit den Verantwortlichen der Stadt. Mit dem Kulturbeauftragten und dem Bürgermeister fanden sie Mitstreiter, die grundsätzlich ein offenes Ohr auch für Jugendbelange haben. „Wir wollten den Jugendlichen eine Gelegenheit geben, auch mal ihre eigenen Vorstellungen zu realisieren“ formuliert es Sven Wlassack.

So wurde aus dem geplanten größeren Festival erstmal ein Straßenfest mit Konzert. Auch für das leibliche Wohl wurde durch einen jungen Koch gesorgt, Kinder jeglichen Alters konnten sich schminken lassen und die vielen Ordner suchten vergeblich nach Problemen. Die Organisatoren zeigten deutliches Interesse die Auflagen pünktlich einzuhalten. Punkt zehn bedankten sie sich beim Publikum dass das frühe Ende geduldig hinnahm und unmittelbar nach Ende des Programms bereits mit dem Einsammeln vom Müll begann. Natürlich zeigten auch einige Anwohner Unmut, fanden, die Musik zu laut und sicherlich auch zu fremd. Es bleibt so die Frage offen, ob Eckernförde groß und offen genug ist, auch zukünftig Veranstaltungen jenseits von Mainstream und Kommerz zu ermöglichen. Für die jugendlichen Organisatoren, die anschließend sichtbar geschafft aber auch ein bisschen stolz wirkten, keine Frage: „Wir haben noch viele phantasievolle Ideen für Veranstaltungen in unserer Stadt, für Jugendliche und den Dialog Jung und Älter“ (fst)

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