Kunst jenseits von Schubladen Eckernförde 2007-09_16 „Schwarz auf Weiß“, so der Titel einer Ausstellung in Marianne Tralaus Frühstücksbühne. Zeichnungen von Künstlern ungeachtet ob akademisch ausgebildet, anerkannt oder noch im Werden – das ist der weite Bogen den die thematisch sehr feinsinnige Ausstellung spannt. Vielerlei Zeichnungen werden präsentiert, die meisten unsigniert und nicht mit dem Künstlernamen beschriftet. Der Betrachter soll vorurteilsfrei der Zeichnung begegnen könne, ohne zu wissen, ob sie von einem etablierten Künstler oder einem aufstrebenden Schüler stammt. Entsprechend weit gespannt ist das Alter der Teilnehmer. Die Jüngste, Mila Thonett ist zwölf Jahre alt, der älteste Zeichner wäre heute 103 Jahre alt, wenn er noch leben würde. Marianne Tralau hat die eingereichten Zeichnungen von Zeitgenossen mit Werken ihres Vaters, dem Bauhausschüler Walter Tralau (1904 – 1975) und ihrem 1973 verstorbenen ersten Mann, dem Kölner Künstler Will Thonett angereichert. Dabei ergibt sich als schöner Nebeneffekt ein kleiner Einblick in das Wirken einer langjährigen Künstlerfamilie: Neben den beiden genannten Männern, den Enkelinnen Josy und Mila von Marianne Tralau ist auch ihr Sohn Markus Thonett und die als Puppenspielerin bekannte Cordula Thonett vertreten. Vier Generation in der ernsthaften Auseinandersetzung mit der Kunst, das reicht schon für eine eigene Ausstellung. Aber nicht um Familienbande, und seien sie noch so kunstvoll, geht die Gemeinschaftsausstellung, sondern um die wertfreie Auseinandersetzung mit der schwarz-weißen Kunst. So sind mit Lena Taulien und Raphael (nicht Santi sondern Lutz) zwei Schüler vertreten, die ihre Werke erstmalig im Galerieumfeld präsentieren, während Birgitta Krause, Falko Windhaus, Rita Frind, Martin Schwarz und andere die Profiliga vertreten. Erstaunlicherweise muss der Betrachter oft genau hinsehen und es bedarf manchmal einer detaillierten Werkkenntnis um zu erahnen, ob die Zeichnung von Seontae Hwang, Rita Elmholt, Ulrich Schulz, Barak Reiser oder Steffi Reusch stammt. Die Ungewissheit über den Urheber gebiert einen neuen Reiz und ein sehr vorsichtiges Urteilen der vielen Eröffnungsbesucher: Wer möchte, z.B. schon an einer Zeichnung von Monika Breustedt oder Jinsouk Lee rumkritteln? Galeristin Marianne Tralau betont die Gleichwertigkeit des künstlerischen Wollens, in dem sie sagt: „Genau so weinig wie die Sprache dem Literaten alleine gehört, gehört der Stift auch nicht nur dem Künstler“. Übrigens können die ausgestellten Bilder wohlfeil erworben werden: Für je 100 Euro ersteht der Käufer auf jeden Fall ein originales Werk, von wem, wird er erst nach dem Kauf erfahren. Die Ausstellung in der Frühstücksbühne, Nicolai Str. 7, ist Freitags bis Sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Zur Finissage am Freitag den 5. Oktober um 18 Uhr verspricht Marianne Tralau das Geheimnis der Schöpfer der Zeichnungen zu lüften. Wohl dem, der vorher das „richtige“ Bild eingekauft hat, dann ist es leider zu spät. (fst)