Neue Musik*

7.8.2007

Musikalischer Reimport auf Weltstadtniveau

Eckernförde

Das Eckernförder Ensemble Reflexion K ging auf Reisen. Nicht zur Erholung, sondern einer Mission gehorchend. Die Neutöner um Beatrix Wagner (Flöten) und Gerald Eckert (Kompositionen und Cello) brachten als „Deutschlands nördlichstes Neue-Musik-Ensemble (Kölner Stadt Anzeiger) Eckernförder Avantgarde in die Großstädte. Berlin, Köln Düsseldorf – Stationen einer Reise mit musikalischen Impressionen. Und mit neuen, diesmal japanisch inspirierten Tönen. Mit dem Programm „Sourroundings – Räume, Flächen und Momente“ eroberten Beatrix Wagner, Gerald Eckert und Eva Zöllner (Akkordeon) und Stefan Kohmann (Schlagzeug) neue, teilweise ungewohnte Spielorte. Während japanische Kulturinstitute noch eher gewöhnlich anmuten, auch wenn dem Publikum beim lauschen der zeitgenössischen Klänge Aufsichten auf einen gepflegten japanischen Garten geboten wurden (Berlin). Oder es, wie in Köln, mit genialen Licht und überragender Akustik verwöhnt wurde. Sicher viel experimenteller war der Auftritt der Musiker im „Buddha Bay Club“ in Düsseldorf, wo Aquarium und Klimaanlage dem ungewohnten Diskoambiente noch weitere Komponenten zufügten. Aber in allen drei Städten war das Publikum angetan von den Nordbotschaftern der zeitgenössischen Musik und ihren japanischen Programm. Ruhender Pol und sehr traditionell sind die Gagaku Stücke, die bereits über 1000 Jahre alt sind. Ursprünglich für die japanische Mundorgel geschrieben werden die Zwischenspiele von Eva Zöllner auf dem Akkordeon interpretiert. Dazu gesellen sich Werke von modernen japanischen Komponisten von 2001 bis 2003. In Eckernförde, wo das Programm am 22. August als Sommerkonzert um 21 Uhr (!) in der Nicolai-Kirche zu hören sein wird, gibt es alte Bekannte wieder zu entdecken. Der Münsteraner Komponist Peter Gahn war bereits 2005 in Eckernförde zu hören und zu erleben. Er wird hier diesmal mit „ink, coulours and gold on paper II+III – surroundings 2“ (2005/6) für Flöte, Akkordeon, Violoncello, Schlagzeug vertreten sein. Auch seine japanische, in Deutschland lebende Kollegin Noriko Kawakami hat Eckernförde schon musikalisch und physisch besucht. Sie steuert zu Sommerkonzert ihr Werk von 1979: „FU-IN“ (1979) für Flöte, Violoncello und Marimba bei. Natürlich darf Gerald Eckert als Komponist nicht fehlen, soll das Programm beim heimischen Publikum Anklang finden. Sein Werk für diesen Abend heißt: „Nen VII“ (2007) und wird von Flöte, Violoncello und Tonband interpretiert. Es ist sicher, das die in Eckernförde so beliebte neue Musik auch einen Tag nach dem Joe Cocker Konzert ihre Freunde finden wird.

Konzertdaten:Surroundings – Räume, Flächen und Momenteensemble Rlexion K: Beatrix Wagner (Flöte), Eva Zöllner (Akkordeon), Stefan Kohmann (Schlagwerk), Gerald Eckert (Violoncello / Klangregie) Sommerkonzert in der St-Nicolaikirche am Mittwoch den 22.8. 2007 um 21. Uhr in der St.-Nicolai-Kirche.Programm:Gagaku „Hyôjô no chôshi“ (traditionell japanisch)Fassung für Akkordeon

Gerald Eckert „Nen VII“ (2007)für Flöte, Violoncello und Tonband

Gagaku „Sôjô no chôshi“Fassung für Akkordeon

Noriko Kawakami „FU-IN“ (1979)für Flöte, Violoncello und Marimba

— Pause —

Toshio Hosokawa „Bird fragments“ (2003)für Flöte und Akkordeon

Jo Kondo „Twayn“ (2001) für Flöte und Vibraphon

Gagaku „Banshikichô no chôshi“Fassung für Akkordeon

Peter Gahn „ink, coulours and gold on paper II+III– surroundings 2“ (2005/6)für Flöte, Akkordeon, Violoncello, Schlagzeug

(Markus Feuerstack)https://wp.me/P-1my

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10.06. 2007

Getauschte Neue Musik

Eckernförde

Aus Oldenburg stammt das „oh ton ensemble“, dass am Sonnabend innerhalb der renommierten Reihe „Neue Musik“ in der St.- Nicolai- Kirche auftrat. Die Organisatoren der Eckernförder Veranstaltungen Beatrix Wagner und Gerald Eckert hatten erstmalig einen Auftritt des „Ensemble Reflexion K“ gegen einen Gastauftritt getauscht und somit Möglichkeiten für eine vollkommen andere Instrumentierung eröffnet. Tatsächlich: Die Oldenburger Profimusiker kamen mit viel Elektronik und einer Band-Besetzung: Ulf Mummert an der E-Gitarre, Christoph Hansen mit dem Saxophon, Michael Pattmann an verschiedensten Schlagzeugen und John Eckhardt am Kontrabaß. Mitgebracht hatten die professionellen Musiker ein Durchgefeiltes Programm zeitgenössischer Komponisten mit meditativen klanglichen Charakter. Der künstlerische Leiter der Oldenburger, Eckart Beinke (*1956) steuerte die Komposition „Introversion II“ von 1990 als Auftakt des Abends bei. Erst einmal sehr ungewohnt war die Besetzung mit Saxpophon, E-Gitarre und Kontrabaß für das eingehörte Eckernförder Publikum, das ungewohnt sparsam erschienen war.

Mit zwei Trommeln und einer aufwendigen 4 Kanal – Live Electronic knüpfte die deutsche Erstaufführung von Stephen Davismoon (*1964) „…against the grain“ (1996) klanglich an. Dem Londoner Komponisten und seinem Interpreten, der als Soloschlagzeuger im Stockhausenorchester arbeitet, gelang ein ruhiges und doch spannungsgeladenes Klangmeisterwerk in den Kirchenraum zu projizieren.

Gleich anschließend gab es noch eine weitere Uraufführung: Helmut Oehring (*1961), der als Sohn gehörloser Eltern seine Berufslaufbahn mit einer Bauarbeiterausbildung begann, komponierte 1990 (-2007) das „Rapid-Eye-Movement. Das Werk das zwischen scharfer Bewegung und ausklingender Ruhe einen effektreichen Spannungsbogen erzeugte wurde in der Version für Saxophon, Kontrabass und einem sehr vielfältigen Schlagzeug interpretiert.

Ein aufregendes Duo zwischen 4-Spur-Tonband und einem agilen Tenor-Saxophon wurde im Jahre 2000 unter dem Titel „Siebenschlaf“ von der Kieler Komponistin Kirsten Reese (*1968) erschaffen. Bemerkenswert die feinen humoristischen Untertöne die dem gekonnt gespielten Saxophonpart eine subtile Würze verliehen.

Den Schlussakt eines musikalisch sehr anregenden Abends steuerte der Komponist Gordon Kampe (*1976) bei. Kampe, der unter anderem auch bei dem musikalisch in Eckernförde schon vielfach vertretenen Nicolaus A. Huber studierte, nannte sein Werk von 2006 „7 weiße Bilder“ nach Günther Ueckers Arbeiten. Das Werk wurde von den vier Musikern sehr lebendig und vielfältig in den Raum gestellt. Mit teilweise heftiger Amplitude vollendete die Komposition die Begriffsbestimmung des Programmnamens, den die musikalischen Gäste aus Oldenburg unter den Titel „innehalten“ gestallt hatten. Die Idee, durch einen Austausch neue musikalische Erfahrungen in der Reihe Neuer Musik einzuflechten, hat seine Bewährungsprobe glänzend bestanden und lässt auf weitere spannende Variationen hoffen.

Die Reihe mit Werken der Neuen Musik wird am Mittwoch den 22. August mit einem Japan – Themenabend fortgesetzt. (Markus Feuerstack)https://wp.me/P-1my

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