Neue Musik*

09. 06. 2010

Kleine Besetzung grosses Konzert

Einer der vielen spannenden Momente der Musikreihe „Neue Musik“ ist die sich wandelnde Besetzung des gastgebenden „Ensembles Reflexion K“. Mal in grossem Umfang mit vielen Musikern aus der umfangreichen Stammbesetzung, oder auch sehr bescheiden als Trio kommt diese Gruppe aus dem Bereich der zeitgenössischen Musik daher. Am Sonnabend hatte die Eckernförder Flötistin Beatrix Wagner, Organisatorin und Herz der Formation, ganze zwei Musiker mitgebracht. Zum bekannten Stamm gehört die Harfenistin Eva Curth (Ignatjeva), deren furioses Spiel bei uns schon viel Anklang finden konnte. Erstmalig dabei war der Bratschist Nikolaus Schlierf (*1969). Der Hans-Eisler-Preisträger für Neue Musik brachte ein aufsehen erregendes Doppelsolo mit: Walter Zimmermanns (*1949) „Taula und Novo Ben“ von 2003 sieht zur Viola obligaten Gesang vor – vom selben Musiker und gleichzeitig. Erstaunlich wie Schlierf mit beeindruckender Kopfstimme ein gewaltiges Klangspektrum entfaltete und den Kirchenraum mit seinen Tönen zu füllen vermochte. Das Publikum feierte dieses Können mit anhaltendem Applaus.

Ein weiteres Solo an diesem Abend kombinierte ebenfalls Gesang mit einem Instrument. Bei dem Werk „Especially …“ das Dennis Eberhard (1943-2005) 1983 komponierte sang Eva Curth in ihre Harfe und zeigte einige weitere Klangentfaltungsmöglichkeiten dieses ans sich schon sehr vielseitigen Instruments.

Mehre Triokompositionen für Flöte, Harfe und Viola belichteten ein ungewöhnliches Klangspektrum von Instrumenten, die in dieser Zusammenstellung zum ersten Mal bei Claude Debussy zu finden sind. Das als rhythmische Studien beschriebene Werk von Johannes Schöllhorn (*1962) „under ones´s breath“ von 1996 nimmt in der Form Bezug auf Debussy, inhaltlich kommt durch teilweise ungewöhnliche Spieltechniken ein sehr modernes Bild zum Erleben.

Die Finnin Kaija Saariaho (*1952) lebt in Paris und gab mit ihrer Komposition von 1996 den einen Teil des Konzert-Mottos „new gates“ vor. Inhaltlich aber auch den zweiten Teil des Mottos „colours“ – wenn man es als „farbige Stimmungen“ übersetzen möchte. Ihr Werk, aber auch „Als eine Aussicht weit“ (1996) von Nicolaus A. Huber (*1939) und die anderen Kompositionen des Abends, zeigten auf, wie zeitgenössische Musik, genauso wie die Musik vergangener Epochen, direkt emotional erlebt werden kann. Grandios gespielte Triostücke, die stets auf der Höhe der Zeit, erlebnismässig weite Bögen zu spannen vermögen. Ein tiefgehender Abend in der Nicolaikirche, der in Auswahl und Interpretation aufzeigte, wie in kleiner Besetzung ganz grosse Musik zum erleben gebracht werden kann.

Das nächste Konzert findet am 6.8 mit dem „ensembles voces berlin“, das zusammen mit dem „duo reflexion K“ Werke aus dem 12. Jahrhundert der Musik Gerald Eckerts gegenüberstellt, statt. (fst)


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