Drei Mal Abschied im Künstlerhaus

26. JULI 2011

Drei Mal Abschied im Künstlerhaus

Drei Mal Abschied

Ein Stipendium prägt. Den Künstler der drei Monate im Künstlerhaus in der Ottestr. auf Einladung des Landes Schleswig-Holstein verbringen konnte und auch die Stadt, in der der Künstler gewirkt hat. Megumi Fukuda zeigte die Wirksamkeit gleich dreifach. Entsprechend den Gepflogenheiten des Künstlerhauses zeigte sie am Ende ihres Stipendiums womit sie ich in der Ostseestadt beschäftigt hat. Drei Facetten ihres Aufenthaltes präsentierte die zierliche Japanerin an drei Terminen. Am Freitag stand das Meer, oder eher das Salz aus der Ostsee im Zentrum. Die aus Hiroschima stammende Künstlerin, deren Studien sie aus ihrer japanischen Heimat nach Hannover und Berlin führten, stellte dieses Ausstellung unter den Titel: „Triften von Meer zu Meer“.

Eine Woche lang destillierte sie jeden Tag aus drei Liter Meerwasser das Salz hinaus. Spannend zu sehen, wie in den sieben Tütchen vollkommen verschiedenfarbige und in der Konsistenz unterschiedliche Körner lagerten. Die Traditionen und Fertigkeiten ihrer japanischen Heimat aufgreifend benutzte sie das Ostseesalz um zu gestalten. Mit vielfältigen funkelnden Kristallen überzogen hing ein kleines Buch von der Decke. „Die Erhaltung der Welt“ hatte sie in Origamitechnik gefaltet und zehn Tage in eine Salzlösung eingelegt.

Ein weiteres Buch (über Schleswig-Holsteins Städte) lag als vielfach befaltete Plastik aus und zeigte wie gebundenes bedrucktes Papier ohne jegliche Zerstörung sich wandeln kann.  Weitere Salzwerke präsentierte die in Berlin residierende Künstlerin im Rahmen eines aufgebauten Labors. Eine Rose, die ihr in Eckernförde geschenkt wurde, war in Salz konserviert, weitere Gegenstände aus ihrem Eckernförder Alltag waren zu bizarren, funkelnden Kunstwerken mutiert.

Den Brückenschlag zu der zweiten Ausstellung mit verlassenen Besitztümern, der am Samstag stattfand, stellte Sven Wlassack in seiner Einführungsrede her: „Strandgut ist ertrunkener Sperrmüll“. Megumi Fukuda hatte in ihrer ersten Zeit in der Ostseestadt vielerlei Gegenstände gesammelt, die sie jetzt als Geschenk an die Ausstellungsbesucher anbot. Schüsselchen, Vasen, Blumentöpfe mit Wildwuchs aus dem Garten des Künstlerhauses, Spiegel und wunderliche Weihnachtsdekoration waren zu einer bizarren Skulpturenausstellung im Flur des Hauses aufgebaut. Getragen war diese bunte Ansammlung von einer Beobachtung die die Künstlerin in Berlin gemacht hatte. Verlassenschaften waren in einer grossen Kiste am Strassenrand aufgestellt und mit einem „zu verschenken“-Schild gekennzeichnet. Nicht wegzuwerfen, sonder weitergeben – diesen Gedanken war sie in ihrer japanischen Heimat nicht begegnet. „So bekommt man Erinnerungen anderer Leute geschenkt“ erklärte die Künstlerin ihre Faszination. Bald waren, wie bei grösseren Ausstellungen üblich, viele der ausgestellten Werke mit aufgeklebten roten Punkten als bereits vergeben gekennzeichnet.

Den letzten Teil der kreativen Trilogie widmete Megumi Fukuda am Sonntag in ihrem Atelier dem Thema Fisch. Eckernförder Fische begegneten der japanischen Küche  und die Besucher durften diesmal ihren Geschmackssinn aktivieren. Ein sehr feinsinniger und vielfältiger Abschied aus Eckernförde, der Traditionen zweier sehr unterschiedlichen Gegenden mit Kunst und Humor in gekonnter Weise verband. Tschüss Megumi Fukuda, wir werden dich vermissen! (fst)

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