fognins Tod

Das Leben ist eine Geschichte.

Leider lassen sich erlebte Geschichten nur mit einem gewissen Abstand erzählen. Autobiographien werden nur sehr selten von Zwanzigjährigen verfasst. Wenn man mindesten drei Mal so alt ist, spielt man sogar in seinem eigenen Leben eine passivere Rolle.

Die Geschichte des Lebens handelt wohl immer ein klein bisschen von dem Tod. Und da, wo er auch zu dem Leben gehört, in den Nachrufen, wird der Geschichtscharakter offenbar. Meist entsteht der Eindruck, der Gestorbene sei ein besonderer Mensch gewesen. In meinen Bekanntenkreis stimmt das. Mag es daran liegen, das wirklich jeder Mensch ein besonderer ist, oder daran, das ich mich nicht mit langweiligen oder „egalen“ Menschen nicht abgebe.

Am Unbedeutesten von „meinen Toten“ ist noch meine Mutter. Zu ihr hatte ich aber auch keine besonders gute Beziehung, das könnte meine Wahrnehmung vernebelt haben.
Bei meinen Freunden und Bekannten ist es anders. Jeder hatt etwas besonderes, ist oder war auf seine Weise eigenwillig und oft sogar Querköpfig – wenn man die bürgerliche Gesellschaft als das erschöpfende Mass der Mittelmässigkeit annimmt.

Wenn einer meiner Freunde oder Bekannten stirbt, bin ich eher schockiert als traurig. Immerhin hat der Gestorbene mir etwas voraus, – ich werde ihm mit absoluter Sicherheit folgen.

Ich wollte schon immer Tod sein! Damit scheine ich mich von den meisten Menschen zu unterscheiden, die diesen Zustand möglichst vermeiden möchten.

Ein widerspricht scheinbar der obigen Aussage: Ich wäre zu gern dabei, wenn andere Menschen meine Geschichte post mortem erzählen. Hoffentlich wird dann keine unfassbare Trauer zur Schau gestellt, nur weil ein alter Sack nicht mehr auf der Erde lebt.

Schöner wäre es, wenn meine letzte Reise von freundlichen, freudigen und freundschaftlichen Eindrücken geprägt würde.
Dann ist es meine Geschichte!

2019

Allergiehinweis: Dieser Text kann kann Teile von Ironie und Provokation enthalten. Auch Rückstände von Humor sind nicht vollkommen auszuschliessen. Menschen die sich durch das staatliche Fernsehen und die sogen. „Leitmedien“ informieren könnten ver- unsichert oder -ärgert  werden.

 


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