Grosse Orgel und zarter Chor

2. Tag des Provinzlärm-Festival 2013

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Am zweiten Tag des Festivals für Neue Musik Provinzlärm dominierte die gewaltige Heßler-Orgel der St-Nicolai-Kirche. Die rund 2500 Pfeifen wurden Nachmittags von dem Komponisten und Organisten Dariusz Przybylski gespielt. Unter dem Titel „Orgel-Odyssée“ wurden acht Werke für Orgel vorgestellt, die im engen thematischen Zusammenhang mit der Odyssee von Homer stehen.

Die Idee acht Komponisten aus Südkorea, Großbritannien, Deutschland, Weißrussland, der Ukraine und Polen zu bitten zu den klassischen Texten Homers Orgelwerke zu komponieren stammt von Przybylski. Jeder der Komponisten hat eine eigene Idee von zeitgenössischer Orgelmusik, jeder handhabt das immense Klangspektrum dieses Großinstrumentes vollkommen anders. So entsteht eine Zusammenschau moderner Orgelmusik die in ihrer Verschiedenheit beeindruckt.

Geeint wurden die Werke von Przybylski, Chang, Yaskou, Bernardy, Campkin, Szmytka, Sehin und Opałka durch das sowohl klassische als auch zeitlose Werk Homers. Die Odyssee, die die Abenteuer des Königs Odysseus von Ithaka und seiner Gefährten auf der Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg schildert, gehört in fast allen Ländern des Abendlands zu der Grundlage einer umfassenden Bildung.

Knut Kammholz rezitierte mit seiner klaren und deutlichen Aussprache zwischen den musikalischen Einzelstücken Fragmente aus der grossen Dichtung. Diese Nachmittagsvorstellung stellte nicht nur musikalisch eine beindruckende Bildungsreise da und kann und soll durchaus als ein völkerverständigendes Signal verstanden werden.

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Den Abend eröffnete wiederum die Orgel, diesmal mit der Eckernförder Musikdirektorin Katja Kanowski an den Manualen und Pedalen. Von Olivier Messiaen erklang gewaltig „L’apparition de l’eglise eternelle“ von 1932. Die umfassende Klangfülle und der musikalische Druck dieses meisterlich interpretierten Werkes kontrastierte auffallend mit dem zweiten Stück des Abendkonzertes.

Auch bei der Kantate für Chor, Solisten und großes Ensemble „mehr als der Sand…  – Wege“ von Gerald Eckert war Katja Kanowski bindendes Glied. Bei allen Beteiligten musikalischen Gruppierungen nimmt sie zu Recht eine hervorragende Stelle ein. Der von ihr geleitete Chor der Kantorei St. Nicolai Eckernförde zeigte einen feinen Umgang mit vielleicht ansonsten ungewohnten Tönen und offenbarte viel Sensibilität und Einfühlungsvermögen mit diesen Werk, dass ausschliesslich zarte und schwebende Chorgesangspassagen zu bieten hatte. Die Solostellen wurden gesanglich gemeistert von dem ensemble voces berlin. Diese Formation in Eckernförde besten bekannt und beliebt, besteht aus Karola Hausburg (Alt), Nicolaus, H. Smith (Tenor), Sebastian Schwarze (Bass), Christopher Adams (Bass) – und der Mitbegründerin Katja Kanowski (Sopran).

In grosser Besetzung musizierte das ensemble reflexion K, so dass der zur Bühne umfunktionierte Altarraum rammelvoll war. Zumal der Deutschlandfunk jeden freien Raum mit einer Unzahl von Mikrophonen beflastert hatte.

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Genau dieser Radiosender war auch der Einzige, der Probleme mit dem eindrucksvollen Werk von Gerald Eckert hatte. Dieses bewegte sich knapp über der Hörgrenze, erzeugte so eine intensive und beanspruchende Stimmung und nahm das Publikum auf eine meditative Reise mit. Was für technische Geräte vielleicht schwierig aufzunehmen war, wurde von den umfassenderen menschlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten um so deutlicher und intensiver aufgenommen. Die Äusserlichkeiten des Konzert waren beeindruckend: absolute Stille ausserhalb des musikalischen Geschehens, präzise musikalische Töne, sowohl von den Instrumenten als auch von den Stimmen, liessen auf eine konzentriere Teilhabe Aller schliessen. Der Abend endete mit donnernden, nicht enden wollenden Applaus und die sichtlich geschafften Musiker wurden zu immer weiteren Verbeugungen gezwungen. Gerald Eckert zeigte mal wieder, das er als Komponist für aussergewöhnliche Klangerfahrungen sein Publikum einzubinden vermag. Und dem „heimlichen Star“ des Abends, Katja Kanowski, gilt ein herzlicher und grosser Dank. Nicht nur wegen ihres besonderen musikalischen Vermögens, sondern auch, dass sie mit unendlich viel Arbeit solch ein besonderes Konzert ermöglichte. (fst)       

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