Getauschte Neue Musik

10.06.2007

Getauschte Neue Musik

Eckernförde

Aus Oldenburg stammt das „oh ton ensemble“, dass am Sonnabend innerhalb der renommierten Reihe „Neue Musik“ in der St.- Nicolai- Kirche auftrat. Die Organisatoren der Eckernförder Veranstaltungen Beatrix Wagner und Gerald Eckert hatten erstmalig einen Auftritt des „Ensemble Reflexion K“ gegen einen Gastauftritt getauscht und somit Möglichkeiten für eine vollkommen andere Instrumentierung eröffnet. Tatsächlich: Die Oldenburger Profimusiker kamen mit viel Elektronik und einer Band-Besetzung: Ulf Mummert an der E-Gitarre, Christoph Hansen mit dem Saxophon, Michael Pattmann an verschiedensten Schlagzeugen und John Eckhardt am Kontrabaß. Mitgebracht hatten die professionellen Musiker ein Durchgefeiltes Programm zeitgenössischer Komponisten mit meditativen klanglichen Charakter. Der künstlerische Leiter der Oldenburger, Eckart Beinke (*1956) steuerte die Komposition „Introversion II“ von 1990 als Auftakt des Abends bei. Erst einmal sehr ungewohnt war die Besetzung mit Saxpophon, E-Gitarre und Kontrabaß für das eingehörte Eckernförder Publikum, das ungewohnt sparsam erschienen war.

Mit zwei Trommeln und einer aufwendigen 4 Kanal – Live Electronic knüpfte die deutsche Erstaufführung von Stephen Davismoon (*1964) „…against the grain“ (1996) klanglich an. Dem Londoner Komponisten und seinem Interpreten, der als Soloschlagzeuger im Stockhausenorchester arbeitet, gelang ein ruhiges und doch spannungsgeladenes Klangmeisterwerk in den Kirchenraum zu projizieren.

Gleich anschließend gab es noch eine weitere Uraufführung: Helmut Oehring (*1961), der als Sohn gehörloser Eltern seine Berufslaufbahn mit einer Bauarbeiterausbildung begann, komponierte 1990 (-2007) das „Rapid-Eye-Movement. Das Werk das zwischen scharfer Bewegung und ausklingender Ruhe einen effektreichen Spannungsbogen erzeugte wurde in der Version für Saxophon, Kontrabass und einem sehr vielfältigen Schlagzeug interpretiert.

Ein aufregendes Duo zwischen 4-Spur-Tonband und einem agilen Tenor-Saxophon wurde im Jahre 2000 unter dem Titel „Siebenschlaf“ von der Kieler Komponistin Kirsten Reese (*1968) erschaffen. Bemerkenswert die feinen humoristischen Untertöne die dem gekonnt gespielten Saxophonpart eine subtile Würze verliehen.

Den Schlussakt eines musikalisch sehr anregenden Abends steuerte der Komponist Gordon Kampe (*1976) bei. Kampe, der unter anderem auch bei dem musikalisch in Eckernförde schon vielfach vertretenen Nicolaus A. Huber studierte, nannte sein Werk von 2006 „7 weiße Bilder“ nach Günther Ueckers Arbeiten. Das Werk wurde von den vier Musikern sehr lebendig und vielfältig in den Raum gestellt. Mit teilweise heftiger Amplitude vollendete die Komposition die Begriffsbestimmung des Programmnamens, den die musikalischen Gäste aus Oldenburg unter den Titel „innehalten“ gestallt hatten. Die Idee, durch einen Austausch neue musikalische Erfahrungen in der Reihe Neuer Musik einzuflechten, hat seine Bewährungsprobe glänzend bestanden und lässt auf weitere spannende Variationen hoffen.

Die Reihe mit Werken der Neuen Musik wird am Mittwoch den 22. August mit einem Japan – Themenabend fortgesetzt. (Markus Feuerstack)

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