Provinzlärm mit prominenten Auftakt

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Zum vierten mal erschallt in Eckernförde Provinzlärm. Der Titel des Festivals neuer Musik, angelehnt an den Roman von Wilhelm Lehmann hat wohl Signalwirkung. Bevor der erste „neue Ton“ zum erklingen kam, wurde bei dem Eröffnungskonzert am Donnerstag reichlich gegrüsst. Vom Partnerland Polen brachte Marek Sorgowicki, stellvertretender Generalkonsul, die besten Wünsche. Ein klein bisschen Stolz klang in seiner Rede durch, das sein Land so stark mit Schleswig-Holstein kulturell verbunden ist. Vom Kultusministerium war Dr. Eberhard Schmidt-Elsaeßer erschienen um die Bedeutung der neuen Musik und des Festivals als Kulturbotschaften zu betonen. Wichtige Impulse für die deutsch-polnische Zusammenarbeit konnte er erkennen und bescheinigte den Initiatoren, eine Richtungsweisende Entwicklung von überregionaler Bedeutung in Gang gesetzt zu haben. Ein deutliches, aber ansonsten stilles Zeichen von der Besonderheit des Geschehens in der Eckernförder Nicolaikirche verkündete der grosse Wagen vor der Tür: Der Deutschlandfunk bannte das Konzert auf seine Bänder. Die Übertragung wird wohl im September stattfinden.

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Das zahlreiche Publikum war aber wegen der Musik gekommen, oder auch angezogen durch die Qualität der Ensemble. Als erster Stargast trat das Ensemble Kwartludium auf. Von Polen aus agierend, zieren viele Internationale Auftritte und Erfolge die Biographie der 2002 gegründeten Gruppe. In der Besetzung mit Dagna Sadkowska (Violine), Michał Górczyński (Klarinette, Bassklarinette), Paweł Nowicki (Percussion) und Piotr Nowicki (Piano) eröffneten sie das Festival mit „Torpor“ (2008) von Wojtek Blecharz. Das Werk, extra für das Ensemble Kwartludium geschrieben, setzt sich mit körperlicher und geistiger Untätigkeit auseinander. Anstatt, wie die Beschreibung vielleicht vermuten lässt, getragene und träge Begrüssungsklänge, kam das Stück ausgesprochen flott und motivierend rüber und zeigte schon deutlich die temperamentvolle Spielfreude der Interpreten.

Durch Wojziech Ziemowit Zychs Werk, „Stale obecna tęsknota“ (2005), konnte diese noch gesteigert werden. Der deutsche Titel heisst in etwa „Immer da voll Sehnsucht“ und wurde von den Musikern und dem Komponisten gemeinsam entwickelt. Beindruckend in dem aus drei Sätzen bestehenden Werk die Spieltechnik der Bassklarinette und der sich daraus ergebende Gesamtklang.

Abschliessender Höhepunkt des Eröffnungsauftrittes wurde das Werk „Medeas Träume“ (2008)“ des anwesenden Komponisten Dariusz Przybylski. Das Stück, auch dieses wurde für die Interpreten geschrieben, überraschte durch seine Präsenz und Nähe und zeigte, wie zeitgenössische Musik schnell und unmittelbar den Kontakt zu den Zuhörern findet.

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Der zweite Teil des Abends wurde von dem heimischen Ensemble Reflexion K bestritten das in wechselnder Besetzung mit bis zu 13 Musikern unter der Leitung von Gerald Eckert auftrat.

Jacub Sarwas „Three-O“ (2005) für Flöte Klarinette und Viola wurde gefolgt von dem Werk „Avant voyage“ (2011) des anwesenden Komponisten Asko Hyvärinen. Beide Werke wurden in der bekannt ausgefeilten und hervorragenden Spielweise des Ensembles eindrucksvoll zu Gehör gebracht. Das Konzert schloss mit einem besonderen Werk: Ianis Xenakis 1997 komponiertes Stück „Akanthos“ für Sopran und Ensemble. Gewaltig, mit einem wunderbaren als Stimme voll in den Instrumentenkreis integrierten Sopran erklang das Musikwerk sehr voluminös und begeisterte das Publikum. Hervorragende Interpreten, ausgesuchte Stücke und ein ergiebiges, aber musikalisch durchaus noch erforschungswertes Schwerpunktland, das ist das Fazit des ersten der drei Tage mit Neuer Musik.

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Am heutigen Sonnabend klingt das Festival mit zwei Konzerten aus: Um 18.00 Uhr im Konzert 4 gibt es Werke von Bartłomiej Pękiel († 1670), unserem Eckernförder Komponisten Gerald Eckert („Nen X“, mit Tanz von Mikael Honnesseau). Und eine Messe von Marcin Leopolita (um 1540 – 1589)

Am Abend um 20 Uhr beginnt das Schlusskonzert mit Werken von Sławomir Wojciechowski, Enno Poppe, Joanna Wozny und Iannis Xenakis.Es spielen die Ensemble Kwartludium (PL) und reflexion K (D) und das Perkussionensemble der Musikhochschule Lübeck. Alle Konzerte wie immer in der St-Nicolaikirche. (fst)

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